Einleitung. Bachs Soloschaffen als Problem der Forschung
1. Besetzungstypus und Werkcorpus
I. Teil: Historische Voraussetzungen: Bach und die Traditionen solistischer Kammermusik
A. Ursprünge des Musizierens ohne Begleitung: Improvisation und Komposition
1. Lireggieren und Diminuieren; 2. Polyphone Spieltraditionen im deutschsprachigen Raum; 3. Präludieren und Kadenzspiel
B. Werkgebundene Entwicklung bis zur Zeit Bachs
1. Soli für Baßinstrumente; 2. Werke für Diskantinstrumente; 3. Solowerke in Mitteldeutschland; 4. Galante und virtuose Fortentwicklung; 5. Übersicht: Entwicklung des Solotypus bis 1750
C. Bachs kammermusikalische Einfluß-Sphäre
1. Frühe Anregungen (Eisenach und Ohrdruf); 2. Norddeutsch-hanseatische Einflüsse;3. Das Umfeld in Weimar und Köthen
II. Teil: Latente Mehrstimmigkeit
A. Historischer Teil - Stationen der Theoriebildung
1.1 Sortisatio - Spieltechnischer Ausgangspunkt; 1.2 Figuratio - Latente Stimmführung in Manieren; 1.3 Compositio - Cantus fractus-Lehre; 2. Paradigma Perzeption
2.1 Metaphysische Anschauung: Energetik bei Ernst Kurth; 2.2 Gestaltpsychologische Einsicht: "Scheinstimmen" als Wahrnehmungsrealität; 2.3 Hörpsychologische Perspektive: Die Wahrnehmung musikalischer Ströme
B. Systematischer Teil - Satztechnische Verfahren
1.1 Gebrochene Akkorde; Gebrochene Akkorde in stetiger Verlaufsrichtung; Brechungen mit V-förmigem Umriß; Oszillierende und fluktuierende Akkordbrechung; 1.2 Arpeggien - Fragen ihrer Notation und Interpretation; 1.3 Brechung mit akkordfremden Tönen; 1.4 Orgelpunkt- und Liegetonwirkungen; 1.5 Pendelbewegungen; 1.6 Häufung verminderter und übermäßiger Intervalle; 1.7 Sequenzen als Mittel der Stimmspaltung; Sequenzen mit Registerwechsel; Sequenzen gebrochener Akkorde;
2.1 Entstehung assoziativer Linien; Steigerung melodischer Komplexität bis zur Verselbständigung von Linien; Abweichung von melodischen Satzregeln; Linienkohärenz; Präsenzhören und Fernhören; 2.2 Liniengestalten; 2. 3 Inhärenter Dialog; 2.4 Rhythmische Figuren und motivische Bildungen; 2.5 Klangraum- und Klangfarbwirkungen; 2.6 Außen- und Füllstimmen; 2.7 Latente Drei- und Vierstimmigkeit; 2.8 Ein- und Ausblenden von Resultatstimmen
3. 1 Leittonspannung; Harmonische und lineare Spannungswirkung des Leittons, Absprungklausel; 3. 2 Vorhaltbildung; 3.3 Kadenz und Modulation, Kadenzwendungen, Halb- und Trugschluß, Abweichungen von den gängigen Satzregeln, Modulation; 3.4 Harmonischer Rhythmus
III. Teil: Manifeste Mehrstimmigkeit
1. Gleichzeitigkeit zweier Linien
Homorhythmie, Heterorhythmie, Bewegte versus ruhende Stimme
2. Doppelgriffe mit Verzierungen
3. Zusätzliche, latente Stimmen in der Zweistimmigkeit
1. Instrumental- und grifftechnische Voraussetzungen des Akkordspiels
Strecktechnik; Rundung des Stegs; Traditionelle Brechung und arpeggierende Ausführung von Akkorden; Kinnhaltung und Lagenspiel; Besaitung und Raumakustik
2. Satztechnische Grundlagen der akkordischen Drei- und Vierstimmigkeit
Dreistimmigkeit: Vorhaltbildungen, Akkorde mit Verzierungen; Vierstimmigkeit: Daumengriff - Dissonanzspannung; Fünf Saiten - fünf Stimmen?
3. Instrumentenspezifisch legitimierte Verstöße gegen Satzregeln
C. Historisierende und aktualisierende Interpretation. Der "Bach-Bogen"
1. Spezialtechniken des Akkordspiels mit konventionellem Bogen
Das Rückschlagen des Bogens; Doppelte Brechung; Spezielle Techniken des simultanen Akkordspiels
2. "Bach-Bögen" für Violine und Violoncello
Theorie und Praxis der Neukonstruktion; Aktualisierung ohne Illusion; "Bach-Bogen" für das Violoncello
D. Selbständigkeit der Stimmen
1. Akkordsatz und Paralinearität
3. Obligater Stimmensatz und Freistimmigkeit
Themendurchführungen und andere streng imitative Abschnitte (Dux und Comes, Thema und Kontrasubjekt; Stimmtausch; Engführung, Umkehrung, Krebs); Homophon-akkordische Abschnitte, Kadenzen; Orgelpunkt
E. Aufeinandertreffen divergenter Techniken
1. Knotenpunkte. Steigerung durch Linienmehrung
Umschlagpunkte; Steigerung durch Linienmehrung; Abschwellen durch Linienfusion
2. Sukzession und Simultaneität
3. Einbettung zusätzlicher, latenter Stimmen im akkordischen Satz
4. Erscheinungen des Stylus phantasticus im Satz für Melodieinstrumente
Einstimmige Linien mit gelegentlichen, stützenden Akkorden; Integration chromatischer Linien in den Satz
IV. Teil: Stilgeschichtliche Einordnung der Werke
A. Äußere Indizien zur zeitlichen Einordnung
1. Quellenkundliche Indizien für eine frühe Entstehung
b und # als Auflösungszeichen; Vom Autograph unabhängige Manuskripte; Chronologische Rückschlüsse; Versuch einer Systematik
2. Weitere in der Neuen Bach-Ausgabe unberücksichtigte Quellenbefunde
Wenig beachtete Quellen; Gänzlich unberücksichtigte Manuskripte; Zur Quelle P (Violinsoli und Flötenpartita)
3. Mögliche Anreger und Adressaten
Melodieinstrumente in der Familie Bach; weitere frühe Einflüsse; mögliche Adressaten
B. Zur Stilkritik und Chronologie
1. Allgemeine Chronologiekriterien: Melodik, Form, Zyklusbildung
Wenig beachtete Quellen; Gänzlich unberücksichtigte Melodik; Form; Zyklusbildung; Flötenspezifische Datierungskriterien
2. Stilkriterien des mehrstimmigen Satzes. Wandel in Bachs Satztechnik
Kadenzformeln; Rahmenparallelen; Harmonik und Figuration; Kombination von Klangspaltungstechniken
3. Die Solowerke im Kontext der Stilentwicklung Bachs
Bachs Stilentwicklung zwischen der zweiten Weimarer und der frühen Leipziger Zeit; Hypothetische Chronologie
C. Probleme des Besetzungstypus und seiner Tradition
1. Ergänzungsbedürftigkeit oder Selbstbeschränkung?
Vermeintliche Baßschwäche und Mangel an harmonischer Stütze; Hinzugefügte Begleitung
2. Fragen der Instrumentenidiomatik
Violin- und Orgelstil; "Konjekturale Rekonstruktion"; Stimmführungsanalyse als Bearbeitung; Violin- und Flötenstil
3. Bündelung der Traditionsstränge
Bachs Solotypus als Kristallisationspunkt; Prätention polyphoner Durchdringung an der Stilwende
2. Bibliographie zu den Werken BWV 1001-1013
1. Johann Schop d. Ä.: Beginn des Præludium für Violine ohne Begleitung