Abstract
Auf Anregung des Freiburger Musikpädagogen und -wissenschaftlers Erich Doflein (1900-1977) komponierte Béla Bartók 1931 seine 44 Duos für zwei Violinen. Doflein arbeitete um 1930 an dem zusammen mit seiner Frau Elma Doflein geschaffenen Geigen-Schulwerk, dessen erste drei Bände 1932 erschienen. Eine der wesentlichen Intentionen dieser bahnbrechenden, bis heute viel verwendeten Violinschule war die Einbeziehung neuer Musik vom Beginn der Ausbildung an.
So wandte sich Doflein mit der Frage an Bartók, ob er von seinen Klavierstücken Für Kinder Bearbeitungen für zwei Violinen machen dürfe oder ob Bartók selbst bereit sein, solche Bearbeitungen anzufertigen. Bartók antwortete, daß er lieber neue Duos schreiben wolle. Durch die Initiative Dofleins entspann sich daraufhin eine rege Korrespondenz, in deren Verlauf Doflein dem Komponisten nach und nach immer konkretere Angaben zu den gewünschten Duos machte und Bartók zu einer erheblich über die ursprünglichen Intentionen hinausgehenden Fülle von musikalisch vielfältigen Miniaturen anregte. Während der aus Bartóks Feder stammende Teil der Korrespondenz im Zweiten Weltkrieg verloren ging, blieben Dofleins Briefe an Bartók erhalten. Sie erscheinen hier erstmals vollständig, ergänzt durch von Doflein selbst zur Veröffentlichung vorbereitete und vom Herausgeber ergänzte Anmerkungen und Kommentare sowie durch weitere relevante Dokumente, die Einblicke gewähren in die engagierte pädagogischen Bemühungen von Erich Doflein. Der Band vermittelt die entstehungsgeschichtlichen Hintergründe einer der bedeutensten Sammlungen pädagogischer Musik, die gleichermaßen authentische Kunstmusik ist.
REZENSION: "hochinteressant zu lesen - und man wird Zeuge des Geburtsaktes eines der liebenswertesten Werke des großen Ungarn" (Musica, 4 (1997)).