Abstract
Die Zeit zwischen 1850 und 1875 gilt gemeinhin als "tote Zeit" (Carl Dahlhaus) in der Geschichte der Gattung Sinfonie. Stützt sich diese Auffassung vor allem auf Werturteile über die in dieser Zeit komponierten Werke, so geht die vorliegende Arbeit von einem erweiterten Gattungsbegriff aus, zu dem auch die Funktion der Sinfonik im Musikleben sowie die zeitgenössischen Auffassungen von der Ästhetik und den Normen der Gattung zählen.
Gefragt wird zunächst nach der institutionellen Basis der Gattung: Welche Eigenschaften prägen das öffentliche Konzert im Hinblick auf Organisations- und Wirtschaftsform, Zweckbestimmung und Verbreitung? Im Anschluß daran wird die Bedeutung der Sinfonie innerhalb der Institution Konzert untersucht: Welche Rolle spielt sie in den Programmen, und wie ist das Verhältnis der zeitgenössischen Sinfonie zu den klassischen Werken? Ein weiteres Kapitel befaßt sich mit den Vorstellungen von der Gattung, die im öffentlichen Bewußtsein der Zeit lebendig waren, und bezieht diese auf die Funktion der Gattung im Musikleben.
Der Anhang enthält unter anderem zwei umfassende Verzeichnisse sinfonischer Novitäten und ihrer Aufführungen im untersuchten Zeitraum, die zusammen mit dem detaillierten Orts- und Personenregister einen bequemen Zugriff auf die gebotenen Informationen ermöglichen.