Kurzbeschreibung
Tobias Pfleger vergleicht in seinen Untersuchungen Interpretationen von Robert Schumanns Sinfonien: durch traditionelle Klangkörper des 20. Jahrhunderts, durch sogenannte Originalklangensembles und durch Kammerorchester mit modernen Instrumenten. Er weist nach, dass die Unterschiede zwischen den beiden letztgenannten oft viel geringer sind als gemeinhin angenommen. Darüber hinaus zeigt er, wie problematisch der Begriff des ‹historischen Originals› sein kann.
Abstract
Ausgehend von der sogenannten Alten Musik eroberte das Spiel auf historischen Instrumenten in den letzten 40 Jahren allmählich auch das Terrain der klassischen und romantischen Musik. Dabei bildete sich eine eigene Interpretationstradition mit charakteristischen Erkennungsmerkmalen heraus.
Früher mit dem Begriff Historische Aufführungspraxis bedacht, wird sie heute als historisch informierte Aufführungspraxis bezeichnet. Schon dieser Begriffswandel deutet die Vorsicht an, die Verfechter dieser Richtung walten lassen. Denn es ist durchaus fraglich, ob die oftmals als authentisch und historisch getreu beworbenen Interpretationen wirklich das sind, was sie zu sein vorgeben: Was ist durch wiederaufgegriffene historische Aufführungsweisen begründet, was durch ästhetische Entscheidungen heutiger Interpreten? Diesen Fragen widmet sich der Autor am Beispiel der Sinfonien von Robert Schumann.
Ausgehend von umfangreichem historischem Quellenmaterial wird ein Panorama aufführungspraktischer Hintergründe der Schumann-Zeit entworfen. Es dient als Basis einer Analyse historisch informierter Schumann-Interpretationen u. a. von Nikolaus Harnoncourt, Roger Norrington, John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Thomas Zehetmair und Florian Merz.